Subrationalität – das neue Selbstbewusstsein

In der deutsche Sprache gibt es kein Wort für den Zwischenraum zwischen den Rationalen und Irrationalen. Dies führt dazu, dass Personen schnell als irrational abgestempelt werden, wenn sie nicht vollständig der vermeintlich „rationalen Wahrheit“ folgen.
In anderen Sprachen ist das anders. Im Englischen gibt es den Begriff „subrational“ der mehr Spielraum lässt. Der Ausdruck bedeutet „nicht ganz rational“ oder „etwas irrational“. Damit ist ziemlich genau beschrieben, in welchen mentalen Bereichen man sich bewegt, wenn man auf der Suche nach der eigenen Wahrheit ist.

Das Ringen mit der eigenen Wahrheit bedeutet nicht, dass Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung abgelehnt werden. 

Subrationalität ist keine Ablehnung von Rationalität. Insbesondere wenn es darum geht, ein Miteinander auszuhandeln, bedarf es einer gemeinsamen Grundlage aller Menschen. Diese Grundlage wird sich an ein Weltverständnis orientieren müssen, dass allen Menschen gleichermaßen zugänglich ist. Verbindliche Begrifflichkeiten und Anerkennung von Gesetzmäßigkeiten der Naturwissenschaft können die Kluft zwischen den Menschen überwinden. 

Eine rein rationale Betrachtung der Welt führt dazu, dass man sich nicht der Zwischentöne, der Unwägbarkeiten und der Begrenztheit der eigenen Sichtweise bewusst wird. Die Wahrheit scheint offensichtlich – das ist sie aber nicht. Dies löst bei einigen eine tiefe Unsicherheit aus. Sie flüchten sich ins extrem Rationale und haben Angst vor allem, was diese Weltsicht in Frage stellen könnte.
Tatsächlich folgt daraus eine Form von Diskriminierung. Subrationalität wird als Problem angesehen, dass es zu bekämpfen gilt. In Wirklichkeit aber braucht die Persönlichkeitsentwicklung einen Nährboden, der von der Norm abweicht.

Kundalini Yoga kann nicht wirkungsvoll praktiziert werden, wenn es keine Offenheit für Subrationalität gibt. Diese Offenheit scheint Frauen um einiges leichter zufallen als Männer. 80 Prozent der Yoga-Praktizierenden sind Frauen.
Es ist sinnvoll, einen Begriff für die eigene Haltung zu finden, um den eigenen Platz in der Gesellschaft vertreten zu können. Dies hilft dabei, Diskriminierungen als solche zu erkennen.
Sie finden ihren Ausdruck

  • in dem Umgang mit freien Hebammen, denen die Berufsausübung durch absurd hohe Versicherungsprämien unmöglich gemacht wird. In Deutschland werden etwa dreimal so viele Kaiserschnitte durchgeführt, als die Weltgesundheitsorganisation für notwendig hält. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass mehr Hebammenhilfe zu weniger Interventionen führt.
  • in einer mehr oder weniger absurden Kampagne, die vor den „Gefahren“ von Homöopathie warnt. 
  • in der Art und Weise, wie das Gesundheitsministerium versucht, durch Beitragsrichtlinien subrationale Techniken wie Yoga oder Tai Chi von deren Tradition abzutrennen und zu rationalisieren.

Subrationalist:innen müssen sich für ihre Haltung nicht rechtfertigen oder verstecken. Im Gegenteil braucht die Welt mehr und weitergehende Hinterfragungen des Status Quo. Wir benötigen mehr Spielraum für das Denken und Handeln, dass sich nicht durch rationale Mindsets einschränken lässt.
In denjenigen Unternehmen, die den Zeitgeist erkannt haben, werden hierarchiearme Modelle der Entscheidungsfindung unter Einbeziehung subrationaler Elemente immer wichtiger. Die Zukunft der Demokratie liegt nach Einschätzung vieler Gesellschaftsforscher:innen in der Einberufung von „Bürger:innenversammlungen“, bei denen die Teilnehmer:innen einen subrationalen Umgang miteinander erlernen und auf dieser Basis rationale Zukunftsentscheidungen für alle treffen.

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