Ein neues Verständnis von Diskriminierung: Convictionismus und Esophobie
Politische Gruppen bilden sich im Informationszeitalter nicht mehr innerhalb eines kulturellen Milieus aus, sondern sie entstehen aufgrund von gemeinsam beschlossenen Vereinbarungen. Der Pakt löst die halbbewusste Identifikation mit einem unklaren Zusammengehörigkeitsgefühl ab.
Die dazu passende Organisationsform ist das Selbst-Organisierende-System (SOS).
Das Informationszeitalter überwindet bisherige Identifikationsgruppen wie Familie, kulturelle Zugehörigkeit oder Nationen. Statt dessen gibt es einen unumkehrbaren Prozess des Bewusstsein über die eigene Souveränität jenseits von Gruppenzwang und Existenzangst.
In diesem Prozess der Bewusstwerdung gibt es zwangsläufig Phasen der Unsicherheit und der Angst vor Vereinnahmung. Rein rationale Weltwahrnehmungen scheinen hier kurzfristig einen Schutz zu bieten, und können dazu führen, subrationale Weltanschauungen abzulehnen.
Die Diskriminierung und Verurteilung von Weltanschauungen nennt sich Convictionismus (Conviction = Weltanschauung, Urteil). Weltanschauungen sind keine politischen Haltungen sondern eine Bezugnahme oder ein Glauben an Religionen, subtile Zusammenhänge oder alternative Heilmethoden wie Homöopathie. Die Versteifung auf eine rein rationale Weltsicht ist ebenfalls eine Weltanschauung, die auf Glaube und Annahmen basiert. Der bewusste Mensch erschafft sich zwangsläufig einen Kult um die Welt einordnen zu können. Dieser ist wie der Sehsinn ein Spiegelbild der Realität. Wir können so viel Denken wie wir wollen, wir werden die Realität rational nicht begreifen, weil sie für unsere Alltags-Bewusstsein zu komplex ist.
Der damit verbundene Kontrollverlust führt bei manchen zu einer Angst vor dem Unbekannten, den versteckten Ebenen des eigenen Selbst. Diese Angst nennt sich Esophobie.
Convictionismus und Esophobie können zusammen eine toxische Einheit bilden, die Offenheit und Gruppenbewusstsein verhindert.