Die zwei Arten der Liebe

Gefühle werden mit dem Wasser-Element in Verbindung gebracht. Sie sind nicht statisch sondern beständig in Bewegung. Ihre mentale Funktion ist Reinigung. Gefühle helfen uns dabei, die Realität zu verarbeiten und belastende (oder aufbauende) Erlebnisse loszulassen.
Im beständigen Strom der Gefühle werden wir wie in einem Wassertank vor allzu heftigen Erschütterungen geschützt und können die Herausforderungen des Lebens besser annehmen. Dafür ist es allerdings notwendig, Gefühle als solche zu erkennen und ihnen nicht mehr Bedeutung beimessen, als ihnen zusteht.

Yoga im WasserDie Herzebene ist ein Ort im Körper, an dem Gefühle „kristallisieren“ können. Es besteht dabei die Gefahr, dass sie sich dauerhaft als unbewusste Blockade festsetzen und deine Selbstwahrnehmung beeinflussen. Dies passiert beispielsweise dann, wenn ein traumatisches Erlebnis nicht verarbeitet (verdaut) werden kannte. Es wird dann mental abgespalten und in unser System auf der Ebene des Unterbewusstseins eingebaut. Daraus bildet sich ein Identitätsanteil. Diese Form von Blockaden sind quasi mit unserer Persönlichkeit verschmolzen und lassen sich nur sehr schwer auflösen. Bevor wir daran denken können, müssen wir zunächst einmal erkennen, welcher Anteil in uns auf kristallisierten Gefühlen basiert und welcher nicht. Das ist ein längerer Prozess, bei dem wir möglicherweise zu dem Schluss kommen, dass wir unsere Blockaden behalten wollen, obwohl sie unser Entwicklungspotential einschränken. Wahre Freiheit ist die Freiheit, sich für eine Unfreiheit entscheiden zu können (frei nach Sartre).

Emotionale Reinheit bedeutet nicht, dass wir keine starken Gefühle haben. Gefühlsstärke benötigt einen starken Durchfluss. Das was reinkommt muss auch wieder rausgehen, bzw. losgelassen werden. Dies erreichen wir, indem wir unsere Basis stärken. Dann können wir uns wie ein beweglicher Baum im Sturm der Gefühle biegen, ohne Gefahr zu laufen, entwurzelt zu werden.
Gefühle an sich sind rein, so rein wie klares Wasser. Sie transportieren keine Belastung. Erst wenn sie von uns interpretiert werden, können sie zu einer Belastung werden. Sie können uns antriggern, retraumatisieren oder zu Worten und Verhaltensweisen verleiten, die wir hinterher bereuen. Zunächst aber sind es einfach Gefühle, die von uns selber oder von anderen zum Ausdruck gebracht werden.
Liebe ist ein reines Gefühl, dass mit positiven Werten verknüpft ist. Im Namen der Liebe können trotzdem unvorstellbar schreckliche Dinge geschehen. Liebe ist keine Garantie für irgendetwas, sie bietet keinen Schutz.
Im Siri Guru Grant Sahib, dem heiligen Buch der Sikhs, werden zwei Formen von Liebe beschrieben: Moh oder Pyaar. Moh lässt sich mit „weltlicher Liebe“ übersetzen. Diese Liebe ist eine Form der Täuschung. Erich Fromm nennt sie in seinem berühmten Buch „Die Kunst des Liebens“ neurotische Liebe. Sie entsteht durch Anhaftung und meint die Liebe zu etwas Subjektivem: das eigene Kind, der Lebenspartner, ein Heimatort oder eine Nation, um nur einige Beispiele zu nennen.
Sie entsteht, wenn sich Gefühle in uns kristallisiert haben. Wir wollen etwas festhalten, weil die Aussicht darauf, es zu verlieren, nur schwer zu ertragen ist. Wir speichern das Objekt der Liebe in uns ein und verlieren dadurch ein Stück unserer Freiheit. Der klaren Blick auf die Welt wird eingetrübt. Immer wenn die Liebe sich auf etwas spezifisches bezieht, das nicht universell ist, dann ist es weltliche Liebe. Sie trennt uns von unserem wahren Selbst.
Dennoch ist es Liebe. Sie fühlt sich echt an, weil sie echt ist. Sie wird lediglich durch die Blockaden in uns bis zur Unkenntlichkeit deformiert.
Pyaar ist eine Liebe ohne jegliche Konventionen, ohne Hintergedanken und ohne Einschränkung. Sie herrscht, wenn wir bedingungslos lieben. Paradoxerweise ist aber schon die Unterteilung zwischen weltlicher und formloser Liebe eine Bedingung, die uns blockieren kann. Indem wir das eine anstreben, bekommen wir das andere.
Deshalb steht im Siri Guru Grant, dass nur die Gnade des Göttlichen zur echten Befreiung führen kann.

Verbrenne die weltliche Liebe
Zerreibe die Asche und mache daraus Tinte
Mache aus dem Herzen ein Stift
Aus den Intellekt einen Schreiber
Schreibe auf, was Ewig bleibt
― Guru Nanak, Sri Guru Granth Sahib

 

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